Pressemeldung

Ausstellung zur Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus

 

Die Gedenkstätte Bergen-Belsen zeigt die Sonderausstellung „Rosa Winkel“

 

Lohheide | 22. Januar 2024

Vom 25. Januar bis zum 21. April 2024 zeigt die Gedenkstätte Bergen-Belsen die Sonderausstellung „Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora“.

 

Etwa 700 Männer wurden im Nationalsozialismus als Homosexuelle in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora verschleppt. Dort mussten sie zur Kennzeichnung einen rosa Winkel auf ihrer gestreiften Häftlingskleidung tragen. Das Konzentrationslager Bergen-Belsen war seit Frühjahr 1944 ebenfalls Zielort für Transporte mit homosexuellen Häftlingen, darunter auch aus den KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora. Unter welchen Bedingungen sie im KZ litten und welche Erfahrungen sie auch nach der Befreiung machten, erzählt diese Ausstellung.

 

Dr. Elke Gryglewski, Direktorin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen dazu: „Als Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, der auch die Gedenkstätte Bergen-Belsen untersteht, sehen wir es als unsere Aufgabe, alle Facetten von Unrecht und Verfolgung sowie ihre Folgen für die Gegenwart aufzuzeigen. Dies ist auch gegenüber den ehemals verfolgten Gruppen ein wichtiges Zeichen von Respekt und Anerkennung. Daher freuen wir uns, die Wanderausstellung „Rosa Winkel“ bei uns in der Gedenkstätte zu präsentieren und mit ihr auch queeren Menschen selbst ein Angebot zu machen.“

 

Im Unterschied zu anderen Verfolgtengruppen wurde den als homosexuell Verfolgten nach 1945 jahrzehntelang die Anerkennung als NS-Opfer verweigert. Ursache dafür waren Kontinuitäten der Verfolgung über den Strafrechtsparagrafen 175. Dieser Paragraf, der sexuelle Handlungen unter Männern als „widernatürliche Unzucht“ bestrafte, wurde im Kaiserreich 1871 eingeführt und von den Nationalsozialisten verschärft. In der Bundesrepublik wurde der Paragraf 175 erst 1968 abgeschwächt und 1994 endgültig abgeschafft. Rechtlich sind queere Menschen in Deutschland heute weitgehend gleichgestellt. Doch auch heute noch sind Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegen sie nicht überwunden.

„Die Ausstellung soll zum Nachdenken nicht nur darüber anregen, was als homosexuell Verfolgte im Nationalsozialismus erleiden mussten, sondern auch darüber, warum sie nach 1945 lange nicht als Opfer wahrgenommen wurden. Angesichts der Kontinuitäten der Verfolgung wurden sie gewissermaßen Opfer einer zweiten Schuld von Staat und Gesellschaft in Deutschland. Auch das thematisiert die Ausstellung, wie auch heutige Hetze gegen queere Menschen. Gerade angesichts des derzeitigen allgemeinen Rechtsrucks mit zunehmender Queerfeindlichkeit versteht sich die Ausstellung auch als historisch-politische Intervention im öffentlichen Raum“, sagt Jens-Christian Wagner, Kurator der Ausstellung und Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

 

 

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website der Gedenkstätte Buchenwald.

 

Zur Ausstellung ist auch eine Begleitpublikation erhältlich, die im Buchshop der Gedenkstätte Bergen-Belsen erworben werden kann.