Nachbericht

Angehörigentreffen in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

Am 11. April 2024 jährte sich die Befreiung des Strafgefängnisses Wolfenbüttel durch Einheiten der 9. US-Armee zum 79. Mal.


Aus diesem Anlass hat die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel am vergangenen Wochenende Angehörige von in der NS-Zeit in Wolfenbüttel Inhaftierten, Hingerichteten und während der Haft Verstorbenen eingeladen. Auf dem Familientreffen hatten Angehörige die Möglichkeit, ihre Erfahrungen im Umgang mit der eigenen Geschichte in einem geschützten und privaten Raum unter Ausschluss der Öffentlichkeit miteinander zu teilen. Initiiert von Gedenkstättenleiterin Martina Staats finden bereits seit 2016 Treffen für Angehörige zum Jahrestag der Befreiung statt.


Ein Highlight des Besuchs war in diesem Jahr die Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der Zelle 27 – einer ehemaligen Todeshaftzelle im Hafthaus I. Die Ausstellung ist jetzt auch für Besucher_innen zugänglich.


Am Sonntagvormittag fand im Rahmen des gemeinsamen Besuchs der Historischen Orte zusammen mit den Mitarbeitenden der Gedenkstätte und der kommissarischen Anstaltsleiterin der JVA, Dr. Tanja Köhler, im ehemaligen Hinrichtungsgebäude eine Gedenkzeremonie mit einer Kranzniederlegung statt.


Im Anschluss informierten Mitarbeiter_innen der Gedenkstätte im Dokumentationszentrum über ihre Arbeit im vergangenen Jahr und über ihre neuen Projekte. Zu Gast war auch die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten Dr. Elke Gryglewski, die sich herzlich für die Teilnahme an dem Familientreffen bedankte.

Am Nachmittag nutzten die Familien die Möglichkeit, auf den Gräbern sowie am „Kubus der Erinnerung“ auf dem Hauptfriedhof Lindener Straße in stillem Gedenken Tulpen für ihre Angehörige niederzulegen. Der Kubus erinnert an die 217 in Wolfenbüttel hingerichteten Menschen, deren Leichname an die Anatomie Göttingen abgegeben wurden und deren Angehörige daher kein Grab zum Trauern haben. Empfangen wurden die Teilnehmenden auf dem Hauptfriedhof von der stellvertretenden Bürgermeisterin Elke Wesche-Möller, die den Angehörigen im Namen der Stadt Wolfenbüttel ihr tiefes Mitgefühl und ihre Anteilnahme aussprach.

Es war uns ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit den Familienangehörigen der Justiz-Verurteilten der NS-Zeit zu gedenken und so die Erinnerungen an sie wachzuhalten. Für uns als Mitarbeiterende der Gedenkstätte ist es jedes Jahr auf neue eine große Ehre, die Familienangehörigen zu empfangen und den Kontakt zu diesen aufrechtzuerhalten.