Pressemitteilung

Genozide sind kein Relikt der Vergangenheit – Prozessbeobachtung im Staatsschutzverfahren gegen Romiena S.

Celle, 10. Juni 2022. „Am Beispiel des Verfahrens gegen Romiena S. beobachten wir, wie Menschen zu Täter_innen werden und Genozide rechtlich aufgearbeitet werden“, erläutert Dr. Leyla Ferman von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Im Prozess gegen die ehemalige Anhängerin des sog. Islamischen Staates Romiena S. hat das Oberlandesgericht Celle letzte Woche ein Urteil gefällt. Die 34-jährige, die 2014 von Deutschland aus nach Syrien reiste, wurde zu 3 Jahren und 3 Monaten verurteilt. Der Angeklagten wurden unter anderem die Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch Versklavung einer Ezidin und der Billigung von Straftaten nachgewiesen.  

 

Der Prozess wurde durch Mitarbeiterinnen der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten im Rahmen des Projekts „FERMAN“ beobachtet und dokumentiert. Erforscht wird, wie sich Menschenbild und Handlungen in und mit der Täter_innenschaft verändern und welche Rolle Opfern bei der Aufarbeitung zugesprochen wird. Die Auseinandersetzung mit Täter_innenschaft ist seit einiger Zeit übergreifender Teil im Aufgabenspektrum der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Das Projekt FERMAN setzt sich dabei mit dem Völkermord an den Ezid_innen durch die Terrormiliz Islamischer Staat auseinander. Ein wesentlicher Bestandteil ist hierbei die Dokumentation und Vermittlung des Genozids. „Durch Prozessbeobachtungen dieser Art können wir Strukturen von Genoziden erkennen, die durch ihre historische Kontinuität eine besondere Relevanz für unsere Arbeit besitzen“, so Dr. Elke Gryglewski, Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Anhand des Fermans sollen wiederkehrende Muster und Prozesse von Völkermorden identifiziert werden. Dies Umfasst die Umstände, die zu einem Völkermord führen, Formen und Methoden von Gewalt während eines Genozides und das Weiterleben nach Ende der groben Gewalt. Das Projekt FERMAN möchte für die Aktualität von Genoziden und ihre Bedeutung für das Zusammenleben in einer diversen Gesellschaft sensibilisieren.  

 

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Stiftung niedersächsische Gedenkstätten

Projekt FERMAN

Dr. Leyla Ferman / Isabell Leverenz

Telefon 05141-9335552

Email projekt.ferman@stiftung-ng.de