Nachruf

Stiftung niedersächsische Gedenkstätten trauert um Professor Herbert Obenaus

Die Mitarbeiter_innen der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten trauern um Professor Herbert Obenaus, der am 29. Oktober 2021 im Alter von 90 Jahren gestorben ist. Herbert Obenaus hat sich große Verdienste um die historische Forschung zur Geschichte des Nationalsozialismus, die Erinnerungskultur und die Entwicklung der Gedenkstättenarbeit in Niedersachsen und darüber hinaus erworben.

 

Seit Mitte der 1970er Jahre setzte er sich als Professor am Historischen Seminar der Universität Hannover für die Erforschung und Dokumentation der Lokal- und Regionalgeschichte des Nationalsozialismus ein. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Verfolgten des NS-Regimes und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus insbesondere auf dem Gebiet des heutigen Landes Niedersachsen. Dabei hat er weit über den Wirkungskreis eines akademischen Lehrers hinaus in der Politik und Öffentlichkeit impulsgebend gewirkt. Durch eigene Forschungsarbeiten und durch fachliche Beratung hat er zum Aufbau und zur Entstehung und Weiterentwicklung von Dokumentations- und Gedenkstätten erheblich beigetragen.

 

Neben der wissenschaftlichen Auseinandersetzung war ihm auch die historisch-politische Bildung ein Anliegen. Herbert Obenaus engagierte sich in der regionalen Gedenkstättenarbeit und war Berater von Politik und Verwaltung. So ist es nicht zuletzt sein Verdienst, dass das Land Niedersachsen seit 1993 Mittel für die finanzielle und inhaltliche Unterstützung der Arbeit von Gedenkstätten in freier Trägerschaft, Geschichtswerkstätten, Vereinen und Initiativen bereitstellt.

 

1988 wurde Herbert Obenaus in den damals neu eingerichteten Wissenschaftlichen Beirat der Gedenkstätte Bergen-Belsen berufen; von 1991 bis 2004 war er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für die Förderung der Gedenkstättenarbeit in Niedersachsen;  2001 bis 2007 war er Mitglied der internationalen Expertenkommission für die Neugestaltung der Gedenkstätte Bergen-Belsen.

 

2007 wurde Herbert Obenaus mit dem Verdienstkreuz am Bande des Niedersächsischen Verdienstordens ausgezeichnet. Der damalige Kultusminister Bernd Busemann bemerkte in seiner Laudatio unter anderem: „Wenn Niedersachsen sich heute durch Vielfalt und Qualität der regionalen Gedenkstättenarbeit auszeichnet, dann ist das ganz wesentlich Herbert Obenaus zu verdanken. Darüber hinaus war seine Zusammenarbeit bei der Aufklärung der NS-Verbrechen, insbesondere mit Archiven und Gedenkstätten in Israel, Polen und Lettland, ein wichtiger Beitrag zur Verständigung zwischen den Völkern.“

 

Wir werden Herbert Obenaus in dankbarer Erinnerung behalten.