Celle, 12. Mai 2025. Wir nehmen die Berichterstattung der CZ zum Anlass, um die Haltung der Stiftung zur Produktion „Durch das Schweigen“ des Schlosstheaters zu erklären und einige falsche Behauptungen richtigzustellen. Wir würden es begrüßen, wenn die CZ diesmal unsere Erklärung veröffentlicht.
Nach der Premiere des Stückes sahen sich die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und das Projekt „Gesellschaftliche Perspektiven gegen Antisemitismus“ in ihrer Entscheidung bestätigt, die Kooperation mit der Produktion zu beenden. Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten war der Einladung des Schlosstheaters zu einer Kooperation gerne gefolgt, da mit der Theaterproduktion an die Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen erinnert und ein Zeichen der Solidarität an die Jüdische Community in Deutschland angesichts des aktuellen Antisemitismus gesandt werden sollte.
Im Hinblick auf die bereits im Antrag formulierte Perspektive – dem Wunsch nach Frieden – und der Ausweitung der dramaturgischen Entscheidung, die Gegenwartsebene des Stückes auf den israelisch- palästinensischen Konflikt zu beziehen, wiesen wir kontinuierlich darauf hin, dass diese Darstellung vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland und der Welt erzählt und wahrgenommen werden würde. Unsere Befürchtung, dass das Stück von Überlebenden und den Nachkommen als ausgrenzend und übergriffig erlebt werden kann, hat sich leider bestätigt. Menachem Rosensaft hat dieser Erfahrung in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen Ausdruck verliehen. Unsere Gespräche und Beratungsangebote an das Theater zielten darauf, eine solche Ausgrenzung zu vermeiden. Damit sind wir – das muss so deutlich gesagt werden – auf taube Ohren gestoßen. Die Einwände der Jüdischen Gemeinde – bereits im Sommer 2024 formuliert – blieben ohne Antwort, die Beratungsangebote des Projekts Perspektiven gegen Antisemitismus ohne Resonanz. Auch in der zitierten Stellungnahme von Andreas Döring sehen wir noch immer keine Bereitschaft, sich auf die von uns formulierten Perspektiven einzulassen und sich der Kritik zu stellen.
Auch die Berichterstattung der Celleschen Zeitung hat dazu beigetragen, dass die Öffentlichkeit über die Gründe unserer Kritik im Unklaren geblieben ist. Unsere Stellungnahme wurde nicht abgedruckt. In dem Bericht der CZ „Der nächste Eklat“ vom 8. Mai heißt es, die Stiftung habe „Kritik an der Siedlungspolitik“ zum Anlass genommen, die Kooperation aufzukündigen. Das ist unwahr. Richtig ist, dass Interviewäußerungen von Herrn Natour der letzte Anlass für unsere Entscheidung war. Dabei ging es nicht um seine „Kritik an der Siedlungspolitik Israels“. Wir zitieren aus unserer Erklärung vom 23.03.2025, die der CZ vorliegt:
„In dem Interview mit Herrn Natour kommt er von seinen Eindrücken aus dem Besuch in der Gedenkstätte unmittelbar auf die Situation der palästinensischen Gesellschaft zu sprechen. Ohne den Grund für den gegenwärtigen Krieg zu nennen, scheint er ein Scheitern jeglicher Friedensbemühungen einseitig der Verantwortung Israels zuzuschreiben.
In seinem Interview erwähnt Herr Natour die Hamas mit keinem Wort. So entsteht ein falsches Bild der gegenwärtigen Situation. Gegen diese Verzerrung wenden wir uns kategorisch. Die Massaker des 7. Oktobers zu übergehen, den fortgesetzten Terror der Hamas und ihrer Verbündeten nicht zu verurteilen, ist nicht akzeptabel. Angesichts des 7. Oktobers 2023 und dem seit dem Massaker zunehmend hemmungslosen Antisemitismus auch in Deutschland ist diese Aussage – auch wenn sie möglicherweise so nicht intendiert war – für uns nicht tragbar.“
Die Veröffentlichung dieses Interviews war ein Teil einer medialen Begleitung des Stücks, die unsere Befürchtungen bestätigt haben. Der Abbruch von Gesprächen mit der Celler Jüdischen Gemeinde, die nicht erkennbare Bereitschaft, sich mit den von uns formulierten Einwänden inhaltlich auseinanderzusetzen und die von uns eingebrachten Perspektiven mit zu bedenken, haben dazu geführt, dass das Publikum – im Theater wie in der Öffentlichkeit – gespalten ist in die „überwältigende Mehrheit“ und die Minderheit, die sich von dem Stück verletzt fühlt und die gute Stimmung im KAZETT-Theater – Klatschen und Singen – schweigend ertragen muss. Das Stück hat den Ausschluss, den viele jüdische und antisemitismuskritische Menschen auch in Deutschland erleben, noch einmal vollzogen. In diesem Sinne stimmen wir Menachem Rosensafts Bewertung zu.