Im Juni eröffnete die Gedenkstätte die Wanderausstellung „Ein Tatort: Bergen-Belsen“, die sich mit Täterschaft und Tatbeteiligung auseinandersetzt und Fragen nach Motiven der Täterinnen und Täter aufmacht. Zum Projekt gehört neben der Ausstellung auch ein Begleitprogramm, welches eine Reihe verschiedener Veranstaltungen umfasst:
Filmvorführungen im Kino am Raschplatz, Hannover
Filme waren und sind ein vielgenutztes Medium zur Verarbeitung und Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Schon früh sind Darstellungen des Zweiten Weltkriegs und des NS-Regimes auch in Hollywood angekommen. Filme wie „Schindlers Liste“ (1993) oder „Inglourious Basterds“ (2009) feierten weltweiten Erfolg. Mit einem genaueren Blick auf Täterdarstellungen werden im Begleitprogramm drei Filme aus unterschiedlichen Zeiten und mit verschiedenen Zugängen gezeigt und in einem anschließenden Podiumsgespräch diskutiert.
- 9. September 2024, 18 Uhr: „Die Mörder sind unter uns“ (1946)
Als erster deutscher Spielfilm der Nachkriegszeit zeigt „Die Mörder sind unter uns“ die Konfrontation eines aus dem Krieg wiederkehrenden Militärchirurgs mit seinem ehemaligen Hauptmann und dessen Kriegsverbrechen, der mittlerweile ein normales Leben führt. In den Hauptrollen zu sehen sind Wilhelm Borchert, Hildegard Knef und Arno Paulsen. Im Anschluss an die Vorführung von „Die Mörder sind unter uns“ geht Dr. Akim Jah, Leiter der Abteilung Forschung und Dokumentation der Gedenkstätte Bergen-Belsen, ins Gespräch mit Dr. Peter Stettner, Historiker und bis 2022 Leiter des Filminstituts Hannover, zu Täterdarstellungen, zu Motiven, und zur Entstehung und zeitgenössischen Wahrnehmung des Films.
- 9. Oktober 2024, 18 Uhr: „The Zone of Interest“ (2023)
Im Oscar-prämierten Film „The Zone of Interest“ zeigt Regisseur Jonathan Glazer, wie die Familie des Lageraufsehers Rudolf Höß, gespielt von Christian Friedel, unmittelbar hinter der Mauer des KZ Auschwitz ein idyllisches Leben führt. Ehefrau Hedwig Höß wird gespielt von Sandra Hüller. Im Anschluss an die Vorführung von „The Zone of Interest“ geht Dr. Elke Gryglewski, Leiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, ins Gespräch mit PD Dr. Rasmus Greiner, Filmwissenschaftler an der Universität Bremen, zu neuen filmischen Strategien der Täterdarstellung und aktuellen Entwicklungen in der audiovisuellen Erinnerungskultur“.
- 11. November 2024, 18 Uhr: „Der große Diktator“ (1940)
Als „Der große Diktator“ zeichnet Charlie Chaplin 1940 ein satirisches Bild von Adolf Hitler und gleichzeitig verkörpert er die Rolle eines jüdischen Friseurs. Der erfolgreiche und prämierte Film gilt als Klassiker unter den Filmen über den Nationalsozialismus. Besonders bekannt ist Chaplins Schlussrede, ein Appell an die Menschheit, für Frieden und Gleichheit einzustehen. Infos zur anschließenden Podiumsdiskussion folgen.
Weitere Veranstaltungen im Rahmenprogramm der Ausstellung „Ein Tatort: Bergen-Belsen“
- 21. September, 14.30 Uhr: Führung durch die Ausstellung
Bergen-Belsen war ein Kriegsgefangenenlager und ein KZ. Mehr als 70.000 Menschen starben dort an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen. Was waren die Verbrechen am Tatort Bergen-Belsen? Wer beteiligte sich an den Taten? Wer war verantwortlich? Was wollten die Täter und Täterinnen? Vor welche Herausforderungen stellt uns das Thema Täterschaft? Und wie lässt sich eine Wanderausstellung im Design für Alle umsetzen? In der Führung mit der Kuratorin Dr. Janine Doerry erfahren Sie, welche Antworten die Gestalter_innen und Kurator_innen auf diese Fragen gefunden haben. Die Führung ist kostenfrei und findet in deutscher Lautsprache statt. Wir bitten um Anmeldung über unser Buchungsportal.
- 7. November, 19 Uhr: Das NS-Massenverbrechen Zwangsarbeit. Zu den betrieblichen Lern- und Gewöhnungsprozessen im Volkswagenwerk und in der Keksfabrik Bahlsen
VHS Celle, Trift 20, 29221 Celle
Der Vortrag will am Beispiel des Rüstungsunternehmens Volkswagenwerk und des mittelständischen Familienbetriebs Bahlsen die Entscheidungen nachzeichnen, die zur Integration unfreier Arbeiter in die Betriebsabläufe geführt haben. Der Referent skizziert den Umgang mit Behandlungsvorgaben und fragt nach der Verantwortung für die spezifische Betriebspraxis und die Handlungsspielräume, die am Ende im Fall des Volkswagenwerks zur tausendfachen Ausbeutung von KZ-Häftlingen geführt hat.
Der Historiker Manfred Grieger (Jg. 1960) wurde 2018 zum Honorar-Professor an der Georg-August-Universität Göttingen bestellt und trat seit Mitte der 1980er Jahre durch zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Zwangsarbeit hervor. Zuletzt erschien im Göttinger Wallstein-Verlag das gemeinsam mit Hartmut Berghoff verfasste Buch „Die Geschichte des Hauses Bahlsen. Keks – Krieg – Konsum, 1911-1974“.
Die Wanderausstellung "Ein Tatort: Bergen-Belsen" wird noch bis zum 15. Dezember 2024 in der Gedenkstätte Bergen-Belsen gezeigt.