In den letzten Wochen kam es zu besorgniserregenden antiziganistischen Gewalttaten. Eine Holocaust-Gedenkstätte für Sinti und Roma in Flensburg wurde geschändet, die Wahlplakate von Marlon Reinhardt wurden in Koblenz mit antiziganistischen Gewaltphantasien im NS-Jargon beschmiert und zuletzt gab es einen Brandanschlag auf ein Haus in Solingen, das laut der Solinger Sozialwissenschaftlerin Birgül Demirtaş hauptsächlich von Sinti*zze und Rom*nja bewohnt wird.
Diese antiziganistisch-rechtsextremen Gewalttaten sind keine Einzelfälle. Sie reihen sich ein in einen deutlichen Anstieg antiziganistischer Vorfälle, wie die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) heute in ihrem zweiten Jahresbericht bekannt gibt: „Für 2023 hat MIA insgesamt 1.233 antiziganistische Vorfälle erfasst. Dies ist eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (621 Vorfälle).“
Die Kompetenzstelle gegen Antiziganismus (KogA) der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten schließt sich der Einschätzung von MIA an, dass diese deutliche Zunahme der Fallzahlen im Zusammenhang mit dem Erstarken der Rechten in Deutschland steht. „Dabei sollte man allerdings nicht den Fehler machen, rechte und antiziganistische Gewalt als eine Art ruckartige und plötzliche Entwicklung zu verstehen“ so Lukas Engelmeier von KogA, „wir haben es vielmehr mit einem drastischen Erstarken rechter Kräfte über viele Jahre zu tun, deren Nährboden in den nicht aufgearbeiteten und verharmlosten Kontinuitäten des Rechtsextremismus und Rassismus zu suchen ist. Die Arbeit von MIA ist gerade deshalb so wertvoll, weil sie überhaupt erst anfängt, das Dunkelfeld antiziganistischer Verhältnisse zu beleuchten. Es ist weiter von einer starken Untererfassung des alltäglichen Antiziganismus auszugehen“.
Hier geht es zum Jahresbericht der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus MIA.